9. Okt, 2015

veni vidi

2011 VITIS Spätburgunder trocken Barrique

Baden (Kaiserstuhl)

VITIS !

Aber so straight ging die Geschichte mit diesem Wein nun auch wieder nicht.

Carmen Heisler vom ökologischen Weingut Matthias Höfflin (Eichelmann 2015 – Aufsteiger des Jahres) erzählt die erstaunliche Geschichte um diesen Wein und glauben Sie GULU – es ist ein Revival des Märchens vom "hässlichen Entlein" am Beginn des 21. Jahrhunderts:

„ Vorne weg – der VITIS ist ein reiner Spätburgunder. Im alten Barrique spontan vergoren, unfiltriert gefüllt. Der Spätburgunder stammt aus einer Anlage, in der wir "forschen": Was passiert mit der Rebe, wenn wir absolut keinen Pflanzenschutz betreiben. Die ganze Saison über haben die Reben dem Pilzdruck  widerstanden, die Blätter hatten ein leuchtendes Grün.  Am Ende konnten sie der Übermacht dann doch nicht mehr standhalten; der natürliche Zersetzungsprozess der Beerenhaut begann ca. 2-3 Wochen vor den anderen Trauben. Was wir geherbstet haben, waren (nach deutscher Kellermeistertradition) viele Botrytis-befallene Trauben. Ein Mitarbeiter fragte Matthias, ob wir das Zeugs gleich wegschmeißen sollen. Doch Matthias, der seine Reben ja liebt, antwortete, dass er nichts, was bei ihm wächst, wegschmeiße sondern dass er den Trauben wenigstens die Möglichkeit geben möchte, zu vergären.

Gesagt, getan. Die Maische kam ins Holzfass zum Vergären und keiner schenkte diesem Wein große Beachtung, weil man sich ja nicht wirklich etwas von ihm erhoffte. Nach 16-tägiger Maischegärung wurde abgepresst, der Wein kam ins alte Barrique und wurde außer wöchentlichem Auffüllen nicht mehr weiter gepflegt. In der Vorweihnachtsprobe unserer Weine sorgte dieser Wein dann für DIE Überraschung: wir stellten fest, dass die Weinqualität nicht im Verhältnis zur gewohnten Qualitätsbetrachtung stand. Denn normalerweise stinkt Botrytis, gibt Fehltöne in der Gärung etc. Doch da wir ja nichts gegen Botrytis unternommen haben, hat sich die Natur den eigenen Gegenpart zum Pilz aufgebaut und so kam ein natürliches Gleichgewicht zustande, das dazu führte, dass die Gärung sauber verlief! Nach eineinhalb Jahren haben wir den Wein dann so wie er war gefüllt. Fazit: wenn man nicht mehr ins Pflanzensystem eingreift, entsteht ein "wilderer", eigenständigerer Weinstil - ein Schwan.

Und was wurde aus der Mutter Weinstock? Im kommenden Jahr war sie so geschwächt, dass sie keine Trauben hervorbrachte, das Jahr darauf dann ein paar Eimer... das Stück erholt sich wieder.“                                                    

Und nun war der VITIS bei GULU im Glas, das ebenso wie die Flasche zwischenzeitlich leer ist. Ein Wein mit Charakter, ein wenig robust im ersten Anschein. Wenn er aber mal gut durchgeatmet hat entwickelt sich ein kräftiger Tropfen mit schöner Frucht, der auf seine Art auch weiche Noten aufweist. Ein Naturbursche mit elegantem Kern, der sich auch nicht direkt verabschiedet, wenn er den Gaumen verlassen hat. 

VITIS – die Natur wagen !

Nun schwimmt der Schwan nicht mehr in badischen Gewässern. Die LETZTEN 60 Flaschen haben sich nach einer freundlichen Übernahme🙂in GULUS FUNDUS eingenistet. Und nicht nur das:

Das Foto hier oben zeigt das alte Flaschenetikett. Bei GULUS FUNDUS wird den VITIS als ERSTER Wein das neue Etikett des Weingutes Höfflin für Sondereditionen zieren –  eine weitere Besonderheit des VITIS! Lasst euch überraschen.

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